„Das mach ich schon immer so“, „Ich halte seit 20 Jahren Pferde, ich brauche keine Belehrung“, „Das ist so ein neumodischer Kram, da mach ich nicht“, „Es sind meine Pferde, da lass ich mir nicht reinreden“, „Ich hab schon Pferde gehalten, da warst du noch gar nicht geboren“, usw., usw.

Kennt Ihr diese Situation? Ihr beobachte einen Reiter/Pferdehalter und denkt Euch: „Das geht nicht mehr lange gut. Ich sag jetzt endlich was, ich will nämlich nicht schuld sein, wenn es so richtig schiefgeht“. Wenn Ihr lange genug mit Pferden zu tun habt, dann kennt Ihr auch Fälle, wo genau Eure Befürchtung eingetroffen ist. Dann sagt Ihr: „Ich habs kommen sehen“.

Die Liste der möglichen gesundheitsschädlichen oder sogar gefährlichen Aktionen ist lang. Zu lang, um sie hier auch nur halbwegs vollständig darzustellen. Aber Ihr wisst was gemeint ist. Nachlässiger Umgang mit dem Pferd, beim Füttern, Anbinden und Verladen gehören ganz sicher dazu.

Wenn Ihr vom Naturell: „Bis hierher und nicht weiter…“ seid, dann geht Ihr vermutlich sofort hin und haut mit der Faust auf den Tisch. Das kann die richtige Vorgehensweise sein. Vielleicht aber auch nicht und dann ist die Chance auf eine Pro-Pferd-und-Mensch-Lösung möglicherweise vertan.

Vielleicht habt Ihr Euch die Worte sorgsam zurechtgelegt, Euch vielleicht vorher noch mit anderen zur Vorgehensweise ausgetauscht und einen guten Moment abgepasst.

Und trotzdem geht der Mist weiter. Nach dem Motto, zum einen Ohr rein und zum anderen wieder raus. Oder Ihr hört den Totschlagsatz: „Ich mach das schon immer so!“

 

Foto CS: Szene nachgestellt

 

Verwechslungsgefahr: Der Unterschied zwischen Erleben und Erfahren

 

Ihr kennt bestimmt die Aussage: „Ich halte seit 20 (oder mehr) Jahren Pferde, ich habe genug Erfahrung und weiß, was richtig ist“.

 

Dem ist sicher nicht so. Die Dauer der Pferdehaltung sagt nichts über den Wissensstand aus. Sie spiegelt höchstens den Zeitraum, in dem man mit Pferden in Kontakt steht.

Um eine Erfahrung reicher wird man leider aber eher, wenn etwas schiefgeht.

Wer klug ist, beugt vor und das funktioniert nur durch Fortbildung, Weiterbildung und indem man denen zuhört, die ihr eigenes Verhalten immer wieder kritisch hinterfragen und eben nicht starr an Verhaltensmustern festhalten.

Wer 20 Jahre lang unfallfrei seine Pferde ohne Strick und nur mit der Hand am Halfter an der stark befahrenen Straße zum Stall führt, hat nicht etwa besonders viel Ahnung, sondern einfach nur sehr viel Glück… gehabt. Bisher. Daran ist wirklich nichts Nachahmenswertes.

Testfrage: So findest du heraus, ob du den Unterschied zwischen Erlebten und Wissen verinnerlicht hast:
Stört es dich, wenn dein Reitlehrer/Kursleiter deutlich jünger ist?

Wenn dieser Kursleiter/Ausbilder in seinem Fach gut ist, dann hat er die Zeit intensiv genutzt, um sein Wissen zu erweitern. Deshalb ist er in diesem einen Bereich besser als du. Selbst wenn er 40 Jahre jünger ist. Dafür kannst du andere Sachen besser.

Vielleicht lässt sich jemand so erklären, dass sein Verhalten auch aus der Gewohnheit heraus nicht besser wird?

Einen Versuch ist es sich wert, wenn Lieschen oder Franz Müller mal wieder die Mistforke in der Box stehenlassen, während sie die Karre zum Mist schieben, ihr treubraves Pferd weiterhin im 1,5er ohne anzubinden fahren oder es mit herunterhängenden Steigbügeln durch die lange Stallgasse mit ihren vielen Anbindevorrichtungen führen. Ihr wisst was ich meine.

Fragen, die sich jeder Pferdemensch im Umgang mit seinen Pferden stattdessen immer mal wieder stellen sollte: „Ist mein Verhalten nachahmenswert? Bin ich ein Vorbild für unerfahrene Pferdeleute, die mein Verhalten sehen? Und: Bin ich empfänglich für Kritik oder Hinweise, wenn mir Fehler unterlaufen und ich oder meine Pferde deshalb in Gefahr geraten?

Wir wünschen Euch eine unbeschwerte Zeit mit Euren Pferden!

 

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